Staatliche Realschule Viechtach

Fit fürs Leben

Realschul-Kollegium bot Drei-Stunden-Musical „Sisi“ in der Stadthalle - Viel Lob und euphorischer Schlussapplaus für Darsteller und Orchester

Foto: Wittenzellner - pnp.de

(Marion Wittenzellner - pnp.de) Nur wenige Schicksale haben die Menschen weltweit seit jeher so in ihren Bann gezogen wie das von “Sisi”, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Zahlreiche Bücher, Filme, Theaterstücke und Singspiele handeln von der Legende jener exzentrischen, freiheitsliebenden, von Träumen und Sehnsüchten erfüllten, anmutigen Frau, die am 24. Dezember 1837 als Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie in München das Licht der Welt erblickte und die sich nach ihrer Liebesheirat mit ihrem Cousin Kaiser Franz Joseph I. zeitlebens in einem Goldenen Käfig aus strengem Spanischen Hofzeremoniell und öffentlicher Aufmerksamkeit gefangen wähnte, bis am 10. September 1898 bei einem Aufenthalt am Genfer See der von ihr lange herbeigesehnte Tod sie durch den italienischen Anarchisten Luigi Lucheni von ihren Ketten befreite. Nun hatte sich auch das Lehrertheater der Viechtacher Realschule an die Inszenierung dieser ebenso tragischen wie faszinierenden Geschichte gewagt - und zwar höchst erfolgreich, wie die Premiere der musikalischen Biographie “Sisi” am Freitagabend zeigte. Es war ein spürbarer Hauch von Theater an der Wien (von wo aus das gleichnamige Erfolgsmusical von Kunze/Levay 1992 seinen Siegeszug rund um den Globus antrat), gepaart mit einigen Bezügen zu der verklärten Romy-Schneider-Trilogie und insbesondere mit jeder Menge eigenen Einfällen, selbstgeschriebenen Texten und passend dazu ausgewählten Melodien vom “Rindviech” über den Deutschmeister-Regimentsmarsch bis zum obligatorischen Strauß-Walzer, den die 38 Darsteller zusammen mit dem von der Galerie aus agierenden kleinen aber feinen Orchester unter der musikalischen Leitung von Realschuldirektor Stefan Spindler und der Regie von Brigitta Kerscher-Pscheidt auf die Bühne der an allen drei Spieltagen komplett ausverkauften Viechtacher Stadthalle zauberten. Wie es sich für einen lebendig gewordenen Geschichtsunterricht gehört, wurde hierbei nicht nur das Leben von Elisabeth selbst, sondern auch das der weiteren Hauptprotagonisten sowie das gesamte historische Geschehen näher beleuchtet. Diese Aufgabe übernahmen Claudia Riedl und Siegfried Niedermayer, die als feurige Zigeunerin nebst Gespons das Publikum auf ausgesprochen charmant-amüsante Art durch die einzelnen Abschnitte aus Sisis Leben führten und dabei wirklich nichts unerwähnt ließen: ihre unbeschwerte Kindheit im Schloss Possenhofen; ihr Faible fürs Reiten, die Malerei, die Poesie und weite Reisen; den plötzlichen Tod ihres Jugendschwarms; das eigentlich für ihre Schwester Nene arrangierte Zusammentreffen mit dem Kaiser in Bad Ischl; ihre große Liebe zu Franz Joseph und das tiefe Zerwürfnis mit der Kaiserin-Mutter Erzherzogin Sophie; ihre drei Kinder Sophie Friederike, Gisela und Rudolf - deren Erziehung ihr mit Billigung ihres Mannes entzogen wurde; ihre Flucht in die Krankheit und in die Ferne, vereint mit zunehmenden Selbstzweifeln und wachsender Todessehnsucht; ihr neu gewonnenes Selbstbewusstsein, mit dem sie den Gemahl schließlich mit Erfolg vor die Wahl zwischen ihr und seiner Mutter stellt; ihre Hingabe für Ungarn; ihren Schmerz über den Selbstmord ihres Sohnes; und schließlich ihre letzte Reise an den Genfer See, wo diese zur Kaiserin verdammte rastlose Frau, die allen Zwängen zum Trotz stets versucht hat, ihren eigenen Weg zu gehen, schließlich ihrem Mörder begegnen und so für ihre endlich befreite empfindsame Seele in den Armen des Todes ein neues Zuhause finden sollte. Dies alles wurde vom Lehrer-Theater mit einem erstaunlich ausgereiften gesanglichen, darstellerischen und tänzerischen Können derart wunderbar in Szene gesetzt, dass sich die Akteure mit ihrem Singspiel wahrlich nicht hinter professionellen Aufführungen zu verstecken brauchen. Da überzeugten die bühnenerprobten Hauptdarsteller Simone Huber, Martin Kerscher und Reiner Hartl auf ganzer Linie als Sisi, Franz Joseph und Tod; da meisterte der entzückende kleine Kilian Huber als ganz junger Kronprinz Rudolf selbst eine schwierige Gesangseinlage, um gleich darauf ganz keck noch die Pause anzukünden; da spiegelte Martin Schmidt als erwachsener Rudolf die tiefe innere Zerrissenheit des vergeblich auf die Hilfe seiner Mutter hoffenden Kronprinzen wider; da betörte Marianne Riedel mit einer orientalischen Bauchtanzeinlage Kaiser und Volk; da sorgte nicht nur Karl Hartling als scheinbar schwerhöriger Erzherzog Franz Carl für so manch heitere Note in dem eigentlich sehr tragischen Geschehen; und da komplettierte gar ein vierbeiniges Mitglied der Familie Huber namens Konrad als Hund Wackerl das Possenhofen’sche Familienidyll. Kurzum, es war genau jener bezaubernde Theaterabend, der in der Vorankündigung versprochen war, und der dann vom Premieren-Publikum (darunter auch Stellvertretender Landrat Heinrich Schmidt, Rohde & Schwarz-Chef Hans Kraus sowie Sparkassen-Geschäftsstellenleiter Peter Pscheidt) am Ende der dreistündigen Aufführung auch völlig zurecht mit langanhaltenden euphorischen Beifallsbekundungen und vielen lobenden Worten belohnt wurde. „Chapeau!” allen Beteiligten für diese herausragende Leistung, deren Fortsetzung jetzt hoffentlich nicht wieder sechs Jahre auf sich warten lässt.

Die Darsteller: Simone Huber (Sisi); Martin Kerscher (Franz Joseph); Reiner Hartl (Der Tod); Kilian Huber (Kronprinz Rudolf als Kind); Martin Schmidt (Rudolf als Erwachsener); Kathrin Frankenfeld (Erzherzogin Sophie); Karl Hartling (Erzherzog Franz Carl); Franzi Klingelhöfer (Gräfin Esterhazy); Andrea Schmid (Herzogin Ludovika); Arthur Hain (Herzog Max); Verena Holzer (Prinzessin Helene); Marion Lippl (Paula, Gouvernante Sisis); Diana Schlicht (Gouvernante Helenes); Erich Betz (Diener Johann); Carola Pätzold (Königin Elise von Preußen); Gabriele Atzinger (Königin Marie von Sachsen); Markus Edbauer (Carl Ludwig, Bruder des Kaisers); Christian Kolbeck (Graf Grünne); Thomas Zoglauer (Oberst Böckl); Wolfgang Kammerl (Graf Andrássy); Melanie Steer (Gräfin Bellegarde); Britta Wahlers (Ida Ferenczy, Vertraute Sisis); Julia Haidn (Kammerfrau Rudolfs); Carola Kopriva (Bittstellerin); Amelie Huber (Tochter Sophie Friederike); Marianne Riedel (Bauchtänzerin); Renate Bielmeier (Gräfin Sztaray); Wolfgang Schlicht (Luigi Lucheni); Christa Konther (Madame Christelle); Maria Garhammer (Mademoiselle Marie); Annabell Frankenfeld, Leni Holzer, Amelie und Kilian Huber, Theresa und Theo Kolbeck (Geschwister Sisis); Claudia Riedl und Siegfried Niedermayer (Zigeunerpärchen; Erzähler); Stefan Spindler (Hofkapellmeister); und Zamperl Konrad als Hund Wackerl.

Das Orchester: Josef Brem (Posaune); Christian Süß (Schlagzeug, Background-Gesang); Roland Döringer (Saxophon, Klarinette, Keyboard); Oliver Sailer (Trompete); Stefan Spindler (Piano, Background-Gesang, Musikalische Gesamtleitung); Regina Obermeier (Background-Gesang); Julia Lange (Solo- und Background-Gesang); Irmgard Schaffer (Akkordeon, Keyboard); Carola Kopriva (Trompete, Euphonium).