Staatliche Realschule Viechtach

Fit fürs Leben

Was zeichnet eine gute Umfrage aus - was solltest du vermeiden?

Eine Umfrage ist eine Befragung einer größeren Personengruppe, um ein Meinungsbild oder Hinweise auf bestimmte Verhaltensweisen dieser Gruppe zu erhalten.

Damit dieses Bild möglichst genau ist, sind folgende Grundsätze unbedingt zu beachten:

Die Fragen müssen präzise und unmissverständlich formuliert sein.

  • Problem: Die Fragestellung nach einer Meinung zu einem Thema ist viel zu pauschal, zu allgemein formuliert.
    • Negativbeispiel: "Bist du für oder gegen Plastik?"
      Zum Thema "Plastik" gibt es unzählige positive aber auch negative Aspekte. Es ist nicht möglich, eine solche Frage allgemein mit "dafür" oder "dagegen" zu beantworten.
      Abhilfe: Genauer nachfragen, welchen Teilbereich der Befragte bewerten soll, z.B. "Die Idee, Plastiktüten im Supermarkt zu verbieten, finde ich gut - ja/nein"

    • Negativbeispiel: "Was hältst du von Tablets?"
      Auch diese Frage ist viel zu allgemein formuliert.
      Abhilfe: Fragestellung präzisieren, etwa "Gibt es in deinem Zuhause ein Tablet?" und falls ja, dann "Für welche der folgenden Zwecke benutzt du ein Tablet?", "Bewerte die Aussage 'In jedem Haushalt sollte mindestens ein Tablet zur Verfügung stehen" oder in ähnlicher Form.

    • Negativbeispiel: "Brauchen wir die Bundeswehr?"
      Wer ist mit "wir" gemeint und was genau soll der Befragte unter "brauchen" verstehen?
      Abhilfe: Allgemeine Formulierungen vermeiden, besser also etwa "Welche der folgenden Aufgaben gehört deiner Ansicht nach zu den Kernaufgaben der Bundeswehr?"

  • Problem: Die Frage wird nicht von allen Befragten gleich verstanden.
    • Negativbeispiel: "Kennst du Neonazis?"
      Schwierigkeit Nr. 1: Den Fachbegriff "Neonazi" kennen vermutlich nicht alle, die die Umfrage beantworten sollen. 
      Schwierigkeit Nr. 2: Auch, wenn der Begriff bekannt ist, kann er unterschiedlich interpretiert werden. Für den einen ist er ein Synonym für eine fremdenfeindliche Person, für den anderen vielleicht gleichbedeutend mit aggressiven Menschen, die sich organisieren, um Gewalt gegen Ausländer zu verüben.
      Schwierigkeit Nr. 3: Was ist mit "kennen" gemeint? Persönlich kennen? Oder Umgang haben? Oder aus den Medien?
      Abhilfe: Fachbegriffe vermeiden oder zumindest erklären und allgemeine Begriffe ersetzen durch unmissverständliche Formulierungen, z.B. "Gibt es eine Person in deinem Bekanntenkreis, die sich in den letzten zwei Monaten in Gesprächen mit dir ablehnend gegenüber Asylbewerbern geäußert hat?"

Als  recht hilfreich hat sich erwiesen, sich zunächst über die möglichen Antworten Gedanken zu machen. Anschließend sucht man eine hierzu passende Frage.

Die Frage muss von jedem, an den sie gerichtet ist, auch beantwortbar sein.

  • Problem: Eine Frage ist zu kompliziert formuliert.
    • Negativbeispiel: "Wie viel deines durchschnittlich monatlich verfügbaren Taschengelds abzüglich fester Kosten stehen dir zur Gestaltung  von ... zur Verfügung."
      Schreibe so, dass für jeden verständlich ist, was du meinst. Am besten probiere das mit ein paar Freunden in verschiedenen Altersstufen aus.
  • Problem: Die Frage verlangt eine Einschätzung, die niemand wirklich genau treffen kann.
    • Negativbeispiel:  "Wie viel % deiner Freizeit verbringst du mit dem Handy?"
      Abgesehen davon, dass wieder Begriffe vorkommen, die nicht eindeutig sind wie "Freizeit" (Wann beginnt sie und was gehört genau dazu?) und "verbringen" (Bei sich tragen? Draufschauen? Tippen?) kann nur ein Mensch diese Frage korrekt beantworten, der  einen Monat lang seine Aktivitäten protokolliert hat. 

Keine Mehrfachfragen stellen. 

  • Problem: Der Befragte soll auf zwei oder mehrere Dinge gleichzeitig eingehen.
    • Negativbeispiel: "Hast du die Filme 'Twilight' und 'Batman' gesehen und wie haben sie dir gefallen?"
      Worauf soll der Befragte antworten? Auf Twilight oder auf Batman? Und was ist, wenn der Befragte beide Filme gesehen hat, aber einen der beiden ganz schrecklich fand, den anderen aber recht gut?
      Abhilfe: Lieber mehrere kurze Fragen stellen. Hier etwa "Bewerte den Film 'Batman'." mit den Antwortmöglichkeiten "Habe ich nicht gesehen,  Hat mit sehr gut gefallen, Hat mit gut gefallen, Hat mit weniger gut gefallen,  Hat mir gar nicht gefallen".

Die Frage muss neutral formuliert sein und darf den Befragten nicht beeinflussen.

  • Problem: Dem Befragten wird die Antwort quasi "in den Mund gelegt".
    • Negativbeispiel; "Findest du umweltschädliche Autos gut?"
      Durch Verwendung eines negativ belasteten Begriffs  wie "umweltschädlich" wird niemand der Befragten hier mit "ja" antworten.
  • Problem: Vor der eigentlichen Frage werden zur Erklärung einseitig schlechte oder gute Eigenschaften genannt.
    • Negativbeispiel: "Rauchen verursacht nachweislich Krebs. Sollte das Rauchen unter 18 Jahren erlaubt werden?"
      Der Befragte wird durch den voran geschobenen Satz beeinflusst. 

Bei Auswahlfragen müssen die Antwortmöglichkeiten vollständig  sein und sich gegenseitig  ausschließen und keinen Spielraum für Interpretationen lassen.

Auswahlfragen sind solche, bei denen der Befragte aus vorgegebenen Antworten eine auswählen soll.

  • Problem: Eine Antwort kommt doppelt vor oder die nötige Antwort kommt nicht in der Auswahl vor.
    • Negativbeispiel: "Wie alt bist du?" - "10 bis 12", "12 bis 14", "14 bis 16"
      Schwierigkeit Nr. 1: Ein 12-jähriger Schüler weiß nicht, was er ankreuzen soll.   
      Schwierigkeit Nr. 2: Es gibt bei uns Schüler, die älter sind als 16 Jahre .
      Abhilfe:  "bis 12", "13 bis 14", "15 und älter"

  • Problem: Eine Antwort ist nicht eindeutig zu verstehen.
    • Negativbeispiel: "Wie oft gehst bist du in den letzten 6 Monaten ins Kino gegangen?" - "oft, selten, nie"
      Die Begriffe "oft" und "selten" vermeiden und genauer formulieren, z.B. "gar nicht, 1-2 Mal,  3-4 Mal, 5 Mal oder öfter"

Den richtigen Antworttyp verwenden.

Bei der Gestaltung von Fragebögen stehen dir eine Vielzahl von Antworttypen zur Auswahl. Die meistgenutzten sind:

  • Auswahl:  Der Befragte wählt zwischen mehreren vorgegebenen Antworten aus. Dieser Typ ist sehr leicht auszuwerten, denn OfficeForms liefert gleich eine saubere Grafik mit. Verwende so oft es geht diesen Typ, halte dich dabei aber unbedingt an die oben genannten Regeln.
  • Bewertung: Immer dann sinnvoll, wenn der Befragte zu einer Sache gewissermaßen Punkte oder Noten vergeben soll.
  • Rangfolge: Dient dazu, den Befragten aufzuforden, Sachen nach Wichtigkeit oder anderen Gesichtspunkten zu ordnen. Achte dabei darauf, dass sie Liste der zu ordnenden Sachen nicht zu lange ist. 10 Objekte sind eindeutig zu viel.
  • Text: Hier kann der Befragte seine Antwort frei formulieren. Großes Problem ist  hierbei die Auswertung, denn wenn 100 Personen diese Frage bearbeiten, bekommst du wahrscheinlich 100 verschiedene Antworten.  Wenn überhaupt, dann sorge dafür, dass die Antworten so kurz wie möglich ausfallen.